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Hexenverbrennung

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Hexenverbrennung


 2003
 30 x 40 cm
 Öl auf Hartfaser
 Museum Rerik

Der Feuertod der jungen Hexe von Alt-Gaarz anno 1700

Wenn der Stralsunder Künstler unterwegs ist, findet er seine Inspirationen nicht nur in der Natur, im maritimen Flair oder in der Geschichte, sondern auch in Sagenwelt Mecklenburg-Vorpommerns. Jahrhunderte lang war die Verurteilung und Verbrennung von „Hexen“ und „Hexenmeistern“ ein schauriges Kapitel der Geschichte.

Aberglaube, Unwissenheit, Fanatismus, Einbildungen, Rache und Denunziationen waren im Mittelalter und noch in der Zeit der Aufklärung Ausgangspunkte, um „Hexen“ und „Zauberer“ aufzuspüren und zu verurteilen. Kaum eine soziale Schicht blieb davon verschont. Sowohl das einfache Volk als auch Adlige und Geistliche kamen nach entsprechenden Urteilen auf den Scheiterhaufen. So hatte beispielsweise die siebzigjährige Sidonia von Borcke, Stiftsdame des pommerschen Klosters Marienflies (poln. Mariankowo) bei Stargard, in jungen Jahren einen herzoglichen Freier abgewiesen. Deshalb wurde sie später bezichtigt, am Dahinsterben von Angehörigen des pommerschen Greifengeschlechts Schuld zu sein. Sie wurde gefangen genommen, gefoltert, im September 1620 auf dem Rabenstein bei Stettin öffentlich mit dem Schwert hingerichtet und anschließend verbrannt. Im benachbarten Mecklenburg ging es nicht anders zu. Hier war Margarete Gensche bereits im Juli 1336 bei Kröpelin als erste Hexe verbrannt worden. Anno 1700 wurde auf der Sanddüne zwischen der Halbinsel Wustrow und Alt-Gaarz, dem heutigen Ostseebad Rerik, eine junge hübsche Frau der Hexerei bezichtigt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Kurz vor ihrem Tode – so berichtet die Sage – beteuerte sie noch einmal ihre Unschuld, und sie rief aus: „So gewiss ich unschuldig sterbe, so gewiss wird an dieser Stelle ein Kirschbaum wachsen“. Später soll an dieser Stelle auf trockenem Sandboden tatsächlich viele Jahre ein Kirschbaum gestanden haben. Dem gewaltsamen Ende dieses jungen unschuldigen Lebens ist das 2003 entstandene Ölgemälde gewidmet.

Was stellt der feinsinnige Künstler dar? In einer Vollmondnacht anno 1700 lodert ein mächtiges Feuer auf der Sanddüne zwischen der Halbinsel Wustrow und Alt-Gaarz. Ein Henkersknecht schlägt mit der Peitsche auf die junge Frau ein, die – der Ohnmacht nahe – einen Kirschzweig in ihren gefalteten Händen hält. Der Dorfgeistliche beschwört sie im Angesicht des Todes, Hexerei und Teufelei zu bereuen und zu Gott zurückzufinden. Raben fliegen als Todesboten über den Wipfeln der Bäume. Ihr tränennasses Gesicht verrät, dass sie nicht weiß, was sie bereuen soll. Nun soll sie dem Feuer übergeben werden.

Mit diesem Gemälde berührt Eckhard Buchholz ein besonders fatales Kapitel der Geschichte, das in Deutschland erst 1775 mit der letzten Hexenverbrennung in Kempten (Bayern) beendet war und das heute schon fast vergessen ist.

Dipl.-Hist. Lutz Mohr, Greifswald