2004 / 2005
100 x 80 cm
Öl auf Hartfaser
Die Christianisierung Pommerns durch Bischof Otto von Bamberg, 1124 1128
Das Jahr 2004 bedeutete die 880. Wiederkehr des Beginns der Christianisierung Pommerns durch den bayerischen Bischof Otto von Bamberg (um 1060-1139), der sein Missionswerk bei dem slawischen Stammesverband der Pomoranen (Pommern), den „Menschen am Meer“, 1124 begann und 1128 vollendete. Entsprechende geschichtliche Hintergrundinformationen und Besuche vor Ort, so in der Stadt Usedom, in der sich das 1928 errichtete imposante „Otto-Denkmal“ bzw. „Das Kreuz von Usedom“ befindet, inspirierten den Stralsunder Künstler Eckhard Buchholz zu diesem außergewöhnlichen Kunstwerk, das er in den letzten Wochen des Jahres 2004 beendete. Was sagt die Geschichte?
Seit Beginn des 12. Jahrhunderts konnte sich der Stammesverband der Pomoranen zu einem Herzogtum entwickeln. Unter Herzog Wartislaw I. (um 1107- um 1136/47) und seinem Bruder und Mitregenten Ratibor I. (gest. 1156) gelang es, das junge Herzogtum zwischen dem Unterlauf der Oder und Weichsel in westlicher Richtung auf das Gebiet des heutigen Vorpommern zu erweitern. In ihrer eigenständigen Entwicklung verstrickten sich die Pommern jedoch in Kriege mit ihren ethnisch verwandten Nachbarn im Osten und Süden, den inzwischen christianisierten Polen. Die Polen unter Herzog Boleslaw III. Schiefmund (1102-1139) besiegten jedoch die Pommern, so dass ihr Herzoghaus um 1120 die polnische Oberherrschaft anerkennen musste. Die Friedensbedingungen, die Boleslaw III. dem pommerschen Herzog Wartislaw I. diktierte, beinhalteten neben Tributzahlungen auch die Annahme des Christentums.
Nachdem ein erster Missionsversuch von polnischer Seite um 1121/22 fehlgeschlagen war, wandte sich Boleslaw III. an Bischof Otto von Bamberg, der in jungen Jahren als Kaplan am polnischen Hofe zu Gnesen (Gniezno) gewirkt hatte. Trotz des höheren Alters nahm Bischof Otto diese schwierige Aufgabe an, obwohl er erkannte, dass eine Missionsreise zu den heidnischen Pommern mit viel Mühe und Gefahr für Leib und Leben verbunden sein würde. Mit päpstlicher Genehmigung und der Unterstützung des römisch-deutschen Kaisers reiste Bischof Otto, der zugleich deutscher Reichsfürst war, 1124 von Bamberg über Prag nach Gnesen. Dort erhielt er vom polnischen Herrscher Boleslaw III. drei Geistliche, Dolmetscher und 60 bewaffnete Begleiter. In Übereinkunft mit dem Pommernherzog, mit dem er alsbald an der Landesgrenze zusammentraf, besuchte Bischof Otto zunächst pommersche Gebiete östlich der unteren Oder, um in Pyritz, Cammin, Wollin, Kolberg, Belgard und Stettin zu missionieren. Danach reiste Bischof Otto nach Bamberg zurück. Auf Ersuchen des Pommernherzogs brach der 68jährige Bischof Otto zu Beginn des Jahres 1128 erneut nach Pommern auf. Dieses Mal ohne Schutzbegleitung waren die neu erworbenen westlichen Gebiete Pommerns sein Ziel. Über Merseburg, Magdeburg und Havelberg gelangte er nach Demmin und wurde von Herzog Wartislaw I. freundschaftlich empfangen. Von hier aus reisten Herzog und Bischof auf der Peene zur Burg Usedom. Dorthin hatte der Herzog zum 10. Juni 1128 Grafen, Kastellane und Notabeln aus den westlichen Teilen Pommerns zusammengerufen. Seine Edlen und Vornehmen sollten über die Annahme des Christentums mitentscheiden und sie entschieden sich für den neuen Glauben, da sie den deutschen Bischof als fairen und klugen Glaubensstreiter erkannten.
Es war jene bewegende Situation und entscheidende Zäsur in der Geschichte des Herzogtums Pommern, die Buchholz künstlerisch umsetzte die Christianisierung des pommerschen Hochadels und des Herzogs durch Bischof Otto von Bamberg Pfingsten 1128 auf dem Schlossberg zu Usedom. „Das Gemälde suggeriert meisterhaft in der perspektivischen Formgebung den Eindruck einer realen Handlung, und gleichzeitig spielen dabei beabsichtigte Farbeffekte eine dominierende Rolle. So wird auch der visionäre Charakter einer himmlischen Erscheinung ermöglicht“ (E. Gau 2005). Der „Pommernapostel“ Otto verstarb 1139 in Bayern.
Dipl.-Hist. Lutz Mohr, Greifswald
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